In den Arbeiten geht es um eine transformierende Erprobung unterschiedlicher Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen und der Interpretation von Kommunikationsstrukturen. In der Auseinandersetzung mit der menschlichen Erscheinung und ihrer Körpersprache werden Fragestellungen, Ideen und Wahrnehmungen eingebaut. Das Leitmotiv ist die Suche nach visuellen Entsprechungen für emotionale Befindlichkeiten.
Zwar habe ich 2008 das Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart in Malerei abgeschlossen, so wechselte ich 2012 das Medium und es folgten seither ausschliesslich figurative Objekte aus Keramik inklusive Erweiterungen durch Holz, Metall, Seil und/oder Stoff. Ein hauptsächlicher Wesenskern der Keramik ist die implizierte Hochwertigkeit und auch die Zerbrechlichkeit des Materials. Gleichzeitig umgibt uns Keramik nahezu unbemerkt: wir finden das Material sowohl im Geschirr, als auch an der Wand als Fliese wieder. Meineserachtens ist dieser alltägliche Umgang mit dem Scherben (wie das Material in Keramikerkreisen auch genannt wird) eine gute Basis um darauf Themen zu verhandeln die um den Menschen kreisen. Die große Wertschätzung der Psyche und Physiologie - bei gleichzeitiger Fragilität - klingt ebenso an, wie die universellen und zeitlosen Themen, die zwischen den Individuen aufkommen.
„Ohne eine spezifische Agenda zu verfolgen, reflektieren die Arbeiten von Isabell Kamp persönliche Beobachtungen, aktuelles Geschehen und Aspekte des sozialen Miteinander. Sie sagen etwas über eine Welt aus, die es mitunter notwendig macht, ein (inneres) Schutzschild anzulegen, über das Leben in einer Gesellschaft, die uns Regeln und Kommunikationsstrukturen an die Hand gibt, die sich in der praktischen Anwendung als fehleranfällig oder unbrauchbar erweisen. Im Spiel mit Doppeldeutigkeiten auf medialer, motivischer und sprachlicher Ebene ermöglicht das Werk von Isabell Kamp einen individuellen Zugriff auf die komplexen Gefüge unserer Zeit. Dabei bricht es aus jeglichem Regelwerk aus und zeigt den Menschen in seiner Imperfektion und seiner emotionalen Inkonsistenz. Bei dem Versuch, die eigene Empfindung ins Dreidimensionale zu übersetzen, wird mit enigmatischen Darstellungen ihre Flüchtigkeit und Ambivalenz verdeutlicht. Der Pfad, der zum Innersten führt, lässt auf endlosen Wegen mäandern. Es bleibt bei einer Erprobung, einer visuellen Annäherung an Zustände, für die es keine konkrete Form gibt.“
Clara Märtterer, Kuratorin Max Ernst Museum Brühl (Textauszug Katalog »Inmost« 2023)
„Es sind die Assoziationsketten, welche am Werk Isabell Kamps besonders faszinieren. In einer sorgsam erdachten Symbiose leiten die Arbeiten und ihre Titel uns dazu an, die Gedanken fließen zu lassen. (…) Den Grundstein für (…) Gedankensprünge setzt Isabell Kamp stets, indem sie ihren Arbeiten eine Nähe zu unserer Lebenswirklichkeit einhaucht. Dies geschieht zum einen über das Material: Wir wissen, wie glatt und handschmeichlerisch Keramik ist, wir können uns aber ebenso vorstellen, wie sich die steife Oberfläche des Leinwandstoffes anfühlen muss, den die Künstlerin für die textilen Bestandteile ihrer Arbeiten nutzt. Gleichzeitig erleichtern uns die Figürlichkeit der minutiös gefertigten Arbeiten und ihre Lebensgröße den Zugang. Von Angesicht zu Angesicht können wir mit ihnen in direkte Interaktion treten. Die große Stärke verdanken die gezeigten Positionen allerdings ihrer Offenheit, die so viele Assoziationen und Ideen zulässt, ohne, dass wir uns dabei verlieren oder die jeweilige Aussage bis in ihre Einzelteile entschlüsselt werden müsste. Sie setzt sich, wie die ansteckenden Ideen, wie von alleine in unseren Kopf und lässt die Einfälle in ihren schönsten Ausbildungen wuchern.“
Meike Eiberger, M.A., Arp Museum Bahnhof Rolandseck (Textauszug Katalog »The Seed« 2023)
The work is a theoretical test of different thoughts about communicational structures of interpersonal relationships. By pointing onto the human appearance and their body language questions, ideas and perceptions are introduced. The leitmotif is the search of visual analogy for emotional mental states.
2008 I completed the study of fine art painting at the State Academy of Fine Arts Stuttgart. However, in 2012 I changed the medium complettly by building up figurative objects made of ceramic, including extensions like wood, metall, strings and fabric. A main part of ceramics is its implicated high quality by being very fragile on the other hand. An extraordinary image for being human - the high valuation for the psyche and physiology of everybody by being fragile by passing a crucial point of no return.
„Without pursuing a specific agenda, teh works of Isabell Kamp reflect personal observations, current events and aspects of social interaction. They express something about a world that sometimes makes it necessary to done an (internal) shield, about life in a society that makes rules and communication structures available to us that prove to be subject to error or useless in practical application. In this playing with ambiguities at the media, motif and linguistic levels, the work of Isabell Kamp enables individual access to the complex fabric of our times. In the process, it breaks out any kind of set of rules and presents the human being in its imperfection and emotional inconsistency. In an attempt to translate her own sensibilities into the three-dimensional realm, their ephemerality and ambivalence are made clear. The path that leads to the inmost can meander in endless directions. In the end it remains a trial, a visual approaching of states for which there are no concrete forms.
Clara Märtterer, Curator Max Ernst Museum Brühl (Textpassage Catalogue »Inmost« 2023)